Dieses Kapitel führt in die wesentlichen Funktionen des GNU Privacy Guard ein. Hier lernen Sie, wie man Schlüsselpaare erzeugt, Schlüssel austauscht und überprüft, Dokumente verschlüsselt, entschlüsselt und durch digitale Unterschriften authentifiziert.
Wie bereits in Kapitel 1 erwähnt, bedient sich GnuPG eines Public-Key-Verfahrens, um eine sichere Kommunikation zu gewährleisten. In einem solchen System hat jeder Benutzer ein Schlüsselpaar, bestehend aus einem geheimen Schlüssel und einem öffentlichen Schlüssel. Der geheime Schlüssel darf unter keinen Umständen jemand anderem zugänglich sein. Den öffentlichen Schlüssel sollte man für jeden, mit dem man kommunizieren möchte, zugänglich machen.
GnuPG benutzt ein erweitertes Schema, bei dem jeder Benutzer jeweils ein primäres Schlüsselpaar hat und optional weitere untergeordnete Schlüsselpaare haben kann. Das primäre und das untergeordnete Schlüsselpaar werden gebündelt, um die Schlüsselverwaltung zu erleichtern; das Bündel kann vereinfacht als ein Schlüsselpaar betrachtet werden.
Damit Sie GnuPG zum Verschlüsseln, Entschlüsseln oder Signieren einsetzen können, benötigen Sie ein Schlüsselpaar, das aus einem geheimen und einem öffentlichen Schlüssel besteht. Mit der Kommandozeilen-Option --gen-key können Sie ein neues primäres Schlüsselpaar erzeugen:
alice$ gpg --gen-key gpg (GnuPG) 1.0.1; Copyright (C) 1999 Free Software Foundation, Inc. This program comes with ABSOLUTELY NO WARRANTY. This is free software, and you are welcome to redistribute it under certain conditions. See the file COPYING for details. Bitte wählen Sie, welche Art von Schlüssel Sie möchten: (1) DSA und ElGamal (voreingestellt) (2) DSA (nur signieren/beglaubigen) (4) ElGamal (signieren/beglaubigen und verschlüsseln) Ihre Auswahl?Mit GnuPG können Sie verschiedene Typen von Schlüsselpaaren erzeugen, doch muß der primäre Schlüssel Unterschriften liefern können. Es gibt daher nur drei Optionen. Option 1 erzeugt wirklich zwei Schlüsselpaare, nämlich ein DSA-Schlüsselpaar, das nur zum Unterschreiben geeignet ist, und außerdem noch ein untergeordnetes ElGamal-Schlüsselpaar für die Verschlüsselung. Option 2 erzeugt nur das DSA-Schlüsselpaar. Option 4[1] erzeugt ein einzelnes ElGamal-Schlüsselpaar, das sowohl zum Unterzeichnen als auch zum Verschlüsseln verwendbar ist. In allen Fällen ist es möglich, später noch weitere Unterschlüssel für die Verschlüsselung und Unterzeichnung hinzuzufügen. In der Regel sollten Sie hier die Standardoption auswählen.
Als nächstes wählen Sie die Schlüsselgröße. Bei einem DSA-Schlüssel muß diese zwischen 512 und 1024 Bits liegen, ein ElGamal-Schlüssel dagegen kann - zumindest theoretisch - eine beliebige Größe haben. Der GnuPG erfordert es allerdings, daß die Schlüssel nicht kleiner als 768 Bits sind. Wenn Option 1 mit einer Schlüsselgröße von mehr als 1024 Bit gewählt wurde, hat der ElGamal-Schlüssel die verlangte Größe, doch der DSA-Schlüssel wird maximal 1024 Bits haben.
Der DSA Schlüssel wird 1024 Bits haben. Es wird ein neues ELG-E Schlüsselpaar erzeugt. kleinste Schlüssellänge ist 768 Bit standard Schlüssellänge ist 1024 Bit größte sinnvolle Schlüssellänge ist 2048 Bit Welche Schlüssellänge wünschen Sie? (1024)Je größer der Schlüssel ist, desto sicherer ist er gegen Brute-Force-Angriffe, doch sollte für die meisten Zwecke die Standard-Schlüsselgröße ausreichend sein, da es einfacher wäre, die Verschlüsselung zu umgehen, als sie zu knacken. Außerdem wird mit zunehmender Schlüsselgröße die Ver- und Entschlüsselung langsamer, und auch die Unterschrift wird länger. Einmal festgelegt, kann die Schlüsselgröße nicht nachträglich geändert werden.
Schließlich müssen Sie noch ein Verfallsdatum wählen. Wenn Option 1 gewählt wurde, gilt dieses Verfallsdatum sowohl für die ElGamal- als auch die DSA-Schlüsselpaare.
Bitte wählen Sie, wie lange der Schlüssel gültig bleiben soll. 0 = Schlüssel verfällt nie <n> = Schlüssel verfällt nach n Tagen <n>w = Schlüssel verfällt nach n Wochen <n>m = Schlüssel verfällt nach n Monaten <n>y = Schlüssel verfällt nach n Jahren Der Schlüssel bleibt wie lange gültig? (0)Für die meisten Fälle reicht ein Schlüssel ohne Verfallsdatum völlig aus. Allerdings sollte man das Verfallsdatum immer sorgfältig auswählen; denn, obwohl es sich auch noch nachträglich ändern läßt, kann es umständlich sein, das geänderte Verfallsdatum allen Ihren Kommunikationspartnern mitzuteilen.
Im nächsten Schritt müssen Sie eine Benutzer-ID (Benutzer-Kennung) angeben. Das dient dazu, den soeben erzeugten Schlüssel einer realen Person zuzuordnen.
Sie benötigen eine User-ID, um Ihren Schlüssel eindeutig zu machen; das Programm baut diese User-ID aus Ihrem echten Namen, einem Kommentar und Ihrer E-Mail-Adresse in dieser Form auf: ``Heinrich Heine (Der Dichter) <heinrichh@duesseldorf.de>'' Ihr Name (``Vorname Nachname''):Es wird zunächst nur eine Benutzer-ID erzeugt, doch können Sie später weitere Benutzer-IDs hinzufügen, wenn Sie den Schlüssel in verschiedenen Situationen benutzen wollen, also beispielsweise bei der Arbeit in Ihrer Firma oder für Ihre politische Arbeit. Die Benutzer-ID sollten Sie mit aller Sorgfalt wählen, da Sie sie später nicht mehr ändern können.
Damit Ihr geheimer Schlüssel nicht von anderen mißbraucht werden kann, wird er von GnuPG mit einem symmetrischen Verfahren verschlüsselt. Dazu geben Sie ein sogenanntes ``Mantra'' (einen Paßwort-Satz) ein, das Sie wiederum jedesmal benötigen, wenn Sie auf Ihren geheimen Schlüssel zugreifen.
Sie benötigen ein Mantra, um den geheimen Schlüssel zu schützen. Geben Sie das Mantra ein:Die Länge des Mantra ist theoretisch unbegrenzt. Sie sollten es mit Sorgfalt auswählen. Unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit ist das Mantra einer der schwächsten Punkte im GnuPG (wie auch in anderen Verschlüsselungssystemen mit öffentlichen Schlüsseln), da es Ihr einziger Schutz ist, falls jemand in den Besitz Ihres privaten Schlüssels kommt.
Man sollte für das Mantra keine Wörter aus einem Wörterbuch oder Lexikon nehmen und nicht nur die Buchstaben des Alphabets, sondern auch Sonderzeichen verwenden. Je länger das Mantra ist, desto sicherer ist es, aber andererseits sollten Sie sich das Mantra auch gut merken können; nichts ist fataler als das Mantra auf einem Zettel oder in einer Datei zu notieren. Ein gut gewähltes Mantra ist entscheidend für Ihre Datensicherheit.
Es ist beispielsweise keine gute Idee, einen bekannten Ausspruch oder ein Zitat einer bekannten Persönlichkeit als Mantra zu nehmen. Das würde die Chance erhöhen, das Mantra zu erraten: ein Angreifer könnte einfach den Computer eine Zitatenliste durchprobieren lassen. Am besten denkt man sich einen unsinnigen Satz wie z.B: ``Die Currywurst schmeckt nach Zimt und Zucker'' oder ``Helmut Kohl ist bekanntermaßen Vegetarier'' aus. Ihrer Phantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Wenn Sie auch noch ein paar Rechtschreibfehler und Sonderzeichen einbauen, ist ein Wörterbuchangriff praktisch unmöglich: ``Dat Körriwurst schmöckt nach #imt und #ucker''. Benutzen Sie auch auf keinen Fall eines der soeben aufgeführten Beispiele!!.
Nach dem Erzeugen Ihres Schlüsselpaars sollten Sie sofort mit der Option --gen-revoke eine Widerrufurkunde für Ihre Schlüssel erzeugen. Wenn Sie Ihr Mantra vergessen oder wenn Ihr privater Schlüssel kompromittiert oder verloren gegangen ist, können Sie mit dieser Widerrufurkunde andere davon in Kenntnis setzen, daß der dazugehörige öffentliche Schlüssel nicht mehr benutzt werden sollte. Ein zurückgerufener öffentlicher Schlüssel kann noch benutzt werden, um Unterschriften zu prüfen, die Sie vor dem Widerruf abgegeben haben, er kann jedoch nicht benutzt werden, um künftige Mitteilungen an Sie zu verschlüsseln. Vorausgesetzt, Sie haben noch Zugang zu Ihrem widerrufenen geheimen Schlüssel, so können Sie selbstverständlich noch Daten entschlüsseln, die vor dem Widerruf für Sie verschlüsselt worden sind.
alice$ gpg --output revoke.asc --gen-revoke mykey [...]wobei mykey entweder die Schlüssel-ID Ihres ersten Schlüsselpaares oder irgendein Teil einer dazugehörigen Benutzer-ID ist. Die erzeugte Widerrufurkunde wird in die Datei revoke.asc, bzw., wenn man die Option --output wegläßt, auf die Standard-Ausgabe geschrieben. Da die Widerrufurkunde kurz ist, ist es kein Problem, eine ausgedruckte Kopie der Widerrufurkunde irgendwo sicher aufzubewahren, z.B. in Ihrem Bankschließfach. Die Widerrufurkunde sollten Sie aber auf keinen Fall an Stellen aufbewahren, zu denen andere Personen Zugang haben, da im Prinzip jeder die Widerrufurkunde veröffentlichen und so den entsprechenden Schlüssel nutzlos machen könnte.
[1] | Mit der Option 3 läßt sich ein ElGamal-Schlüsselpaar erzeugen, mit dem Sie keine Unterschriften leisten können. |